DER ANFÄNGER

Mit Karate beginnen gleicht manchmal einer kleinen Mutprobe. So melden sich viele für ein Schnuppertraining an aber die meisten erscheinen dann aus irgendwelchen Gründen nicht. Persönlich denke ich, dass viele sich für das Probetraining überwinden müssen. Glücklicherweise schaffen es doch einige bis ins Dojo und die meisten bleiben dann auch. Andere hatten schon immer mal eine Kampfkunst lernen wollen nur haben weder die Zeit oder die Umstände gepasst. Aber es ist nie zu spät.

MARIO TRÜB

Seit ich mich zurück erinnern kann, habe ich mich für fernöstliche Philosophien und Kampfkünste interessiert. Mit 6 Jahren begann in mit Judo, konnte mich aber nicht richtig dafür begeistern. Vermutlich war ich noch zu jung. Während meiner Kindheit und Jugend war Selbstdisziplin nicht gerade meine Stärke. Im Alter von 10 Jahren wollte ich Kung-Fu lernen, meine Ambitionen scheiterten aber am Fehlen einer passenden Trainingsstätte. Später schnupperte ich immer mal wieder in unterschiedliche Kampfkunstarten hinein. Je nach Lust und Laune ging ich Beziehungen mit verschiedenen Kung-Fu Stilen, Aikido, Kickboxen, Teakwondo und Jiu Jitsu ein. Von einem one night stand in Form eines stündigen Probetrainings bis hin zu einjährigen Kurzbeziehungen war alles dabei. Für die ganz grosse Kampfkunst-Liebe hat es jedoch nie gereicht. 

Heute führe ich ein Leben zwischen Schulbank, Bürotisch und Kinderzimmer. Meditation sowie die Weisheit des hohen Alters von über Dreissig trugen ihren Teil dazu bei, die Selbstdisziplin aufzubauen, die ich für dieses ausgefüllte Leben benötige.  Irgendwie fühlte ich mich aber bei dem ganzen Programm körperlich zu wenig gefordert. Auch liess mich die Begeisterung für Kampfkünste nie richtig los. Wieso also nicht einen letzten Versuch wagen, bevor die biologische Kampfkunst-Uhr langsam abläuft? Da ich mich ohnehin für die japanische Kultur interessiere, kam ich auf Karate.

Das erste Probetraining bei Sensei Mirjam hat mich sofort überzeugt. Gründe dafür waren nebst der guten Trainingsatmosphäre und Mirjams klarem, authentischem Trainingsstil vor allem mein Bauchgefühl. Intuitiv wusste ich „Dies ist der Ort an dem ich trainieren möchte.“ Kaum hatte ich mich jedoch mit unschuldigem weiss gegürtet, trat ein Gegner auf den Plan, der uns alle vor eine gewaltige Herausforderung stellte. Obwohl Convid-19 unseren Trainingsbetrieb weitgehend lahm legte, werden wir von unserem Sensei mit ausreichend Material fürs Videostudium und Übungen für zuhause versorgt. So nutze ich diese Zeit vor allem zur Selbstkultivierung, denn zu einer langfristen Beziehung und der grossen Liebe gehört vor allem eines: viel Arbeit an sich selbst.